Ein Artikel aus der Rhein Zeitung

Massage tut auch Vierbeinern gut:

Wenn Lumpi die Arthrose quält

Kreis Neuwied - Was dem Menschen gut tut, hilft auch dem Hund: eine Massage. Rücken, Pfoten, Vorderläufe da wo Muskeln sitzen, können auch Waldi & Co. verspannt sein. Michael Kloft, Krankengymnast für Mensch und Tier, zeigt Frauchen und Herrchen in Seminaren, wie sie ihrem Vierbeiner auf die Sprünge helfen können.

Tierphysiotherapeut Michael Kloft demonstriert an seiner Hündin Luna die richtigen Massage-Handgriffe

"Odin kommt morgens schwer in die Gänge, die Vorderläufe sind dann immer etwas versteift." Besitzerin Petra erzählt von der angeborenen Erkrankung des Boxermischlings, die ihm mit zunehmendem Alter immer mehr zu schaffen macht.

Petra gehört zu den 15 Tierliebhabern, die das "Massageseminar für Hunde" des "Tierschutzvereins Arche Noah" in Breitscheid im Westerwald besuchen. Einen Samstag lang zeigt Michael Kloft, Physiotherapeut für Mensch und Tier, den Zweibeinern, wie sie ihre vierbeinigen Freunde wohltuend durchwalken können: Gelenk-, Hüft- und Wirbelsäulenprobleme sollen mit wenigen Handgriffen gelindert werden.

"Etwas Gutes tun"

Angespannt sitzt Odin vor Frauchen und schaut irritiert in die Runde. Drei riesige Irish Wolfhounds, zwei Golden Retriever, Hundemixturen in allen Farben und Formen sowie ein Australian Shepard blicken ihren Leidensgenossen an. Hunde zwischen zwölf und 60 Kilogramm Lebendgewicht, mal elf Monate, mal 15 Jahre alt. Sie alle sind hier, weil ihnen ihre Besitzer "etwas Gutes tun" wollen.

Ute Gebert aus St. Katharinen zum Beispiel hat ihre Mischlingshündin Sheila aus dem Tierasyl geholt, als diese zehn Jahre alt war. "Sie lebte vorher an der Kette und lief nur noch auf drei Beinen, weil sich die Muskeln zurückgebildet hatten. Ich habe sie mit homöopathischen Mitteln wieder aufgepeppelt und denke, mit Massage helfe ich ihr noch mehr."

Klassische Massage

Kneten, Schütteln, Kreisen: Die klassische Massage wirkt schmerzlindernd, beugt muskelbedingter Gelenksteife vor und kann bei allen Skelett- und Nervenerkrankungen angewendet werden. Auch vom Laien. "Achten Sie darauf, dass Sie den Hund nicht zwicken." Michael Kloft leitet die Hundefreunde an, die sich auf dem Boden knieend an Bonnie, Nancy, Luca oder Sheila zu schaffen machen. "Wo ist denn der Muskel? Ich kann nichts fühlen", kommt eine Frage aus der Runde. Michael Kloft platziert Frauchens Daumen neben der Wirbelsäule ihres Schützlings und ein erkennendes "Aaah" ertönt.

Jetzt also massieren: Vor, zurück, kreisende Bewegungen, Muskel anheben und wieder runterdrücken. Alles so einfühlsam, dass der Patient gerne liegen bleibt. "Die Massage ist am ehesten für ältere Hunde gedacht, weil die wie der Mensch auch an Arthrose, also Verschleißerscheinungen, leiden", bestätigt Kloft.

Igelball ist der Favorit

Der Igelball entpuppt sich als Favorit der Vierbeiner. Da hält endlich auch die ansonsten unruhige Bonnie still, als "Frauchen" das grellrosa Wellness-Accessoire mit der flachen Hand auf ihr hin und her rollt. "Auf diese Art und Weise regen sie die Durchblutung an, wie bei allen Massagetechniken. Ich setze den Igelball besonders bei Lähmungen und einer geschwächten Muskulatur ein, um deren Spannung zu erhöhen", erklärt Michael Kloft, der in Buchholz im Westerwald eine physiotherapeutische Praxis für Hunde betreibt.

Auch Tierärzte bestätigen den Sinn der Massage, empfehlen sie bisweilen als Ergänzung und weiterführende Behandlungsunterstützung. "Besonders alten Hunden oder solchen, die lange falsch gehalten wurden, kann das gut tun", berichtet die Neuwieder Tierärztin Sabine Renoldi. Und passende Produkte wie Igelball, elektronisch betriebene Massagebürste und sogar Feng-Shui-Produkte werden im Tierzubehör-Fachhandel derzeit immer stärker verlangt. "Der Trend geht, wie beim Menschen auch, zurück zur Natur", stellt eine "Hundeladen"-Besitzerin aus dem Westerwald fest. Massagehandschuhe mit Gumminoppen etwa verkaufe sie häufig.

Zwei bis drei mal pro Woche

Entspannung macht sich mittlerweile im Samstagsseminar "Massage" breit. Ein erster Erfolg also - wenngleich die Behandlung regelmäßig zwei bis drei Mal in der Woche angewendet werden muss, um dem Tier dauerhaft Linderung zu bringen.

So wie bei Sheila, der Seniorin des Seminars. Sie wird seitdem täglich von Uta Gebert mit den raffinierten Handgriffen verwöhnt. Sheila jedenfalls wird zunehmend fitter: "Ich kann es bei jedem Spaziergang sehen - Sheila läuft viel lockerer, besonders mit dem Bein, das einmal völlig lahm war."

Das nächste Massage-Seminar für Hunde findet am Samstag, 24. April, statt. Infos unter Telefon 02683/3 19 44 und http://www.hundekrankengymnastik-kloft.de/

Claudia Heland (RZ); Foto: Jörg Niebergall